«Tierwohl JETZT!» – Jetzt erst recht
Über 11’000 Personen verlangten 2022 «Tierwohl JETZT!» von Schweizer Grossverteilern. Zu den Forderungen gehörten ein Verzicht auf manipulative Werbung und Fleisch-Aktionen, ein Ausbaustopp bei der Geflügelmast sowie Reduktionsziele beim Verkauf von Tierprodukten. Passiert ist seitdem wenig. Im Gegenteil: Trotz vermeintlich ambitionierten Zielen beim Tierwohl und beim Klima investieren die Grossverteiler weiter in den Ausbau der industriellen Tierproduktion.
Die Zahl der geschlachteten Tiere hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Insgesamt wurden in der Schweiz 2023 fast 85 Millionen Tiere geschlachtet. Obwohl der Bund mit seiner «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» klar signalisiert hat, dass der Konsum von Tierprodukten stark sinken muss, setzen die Grossverteiler – allen voran Migros und Coop – weiter auf «Tsch Tsch» und «Wurst ohne Ende». Diese Entwicklung ist fatal fürs Klima, die Umwelt und allen voran für die Tiere in der Landwirtschaft.
Am besten zeigt sich der ungebrochene Trend zu mehr und billigeren Tierprodukten am geplanten Mega-Schlachthof von Micarna in St. Aubin. Bis zu 40 Millionen Hühner sollen dereinst pro Jahr in St. Aubin geschlachtet werden. Das entspricht 80 Hühnern pro Minute – Tag und Nacht. Die Grossverteiler begründen solche Grossprojekte mit der Nachfrage der Bevölkerung und berufen sich auf die Wahlfreiheit – dabei verschweigen sie jedoch gerne, wie sehr sie die Nachfrage mit Absatzfördermassnahmen selber anheizen.
Mit einem Marktanteil von fast 80 Prozent tragen Coop und Migros eine besonders grosse Verantwortung für die Produktion und den Konsum von Tierprodukten. Damit sind sie aber auch in der Lage, die Weichen neu zu stellen – zum Wohl von Tier, Mensch und Umwelt. Coop und Migros haben in den letzten zwei Jahren kaum Bereitschaft gezeigt, die dringend notwendige Veränderung anzugehen. Deshalb müssen wir den Druck erhöhen und dafür brauchen wir Sie!
Jetzt mitmachen
Die neuen Kampagnen von Sentience, VIER PFOTEN und Greenpeace zielen darauf ab, die Produktion und den Konsum von tierquälerischen und umweltschädlichen Tierprodukten zu reduzieren. Während Sentience und Greenpeace ihre Petitionen direkt an die «orangen Riesen» Coop und Migros richten, zeigt die neue Kampagne von VIER PFOTEN auf, wie wir durch einen bewussteren Konsum alle Teil der Lösung werden können.
Sentience – Qualzucht STOPPEN
Coop und Migros rühmen sich gerne mit ihren Tierwohl-Versprechen, ausgerechnet beim besonders stark nachgefragten Hühnerfleisch bleibt das Tierwohl jedoch auf der Strecke. Schnellwachsende Hybridhühner leben gerade einmal 30 Tage und setzen so schnell Fleisch an, dass sie sich am Schluss ihres Lebens kaum noch auf den Beinen halten können. 2 bis 4 Prozent der Tiere sterben noch im Stall. Sentience fordert die beiden Marktführer auf, Alternativen zu entwickeln und bis Ende 2026 komplett auf den Einsatz von Hochleistungsrassen zu verzichten.
Greenpeace – Zukunft im Sortiment
Wir alle wissen: Fleisch und Milchprodukte haben negative Folgen für Klima und Umwelt. Umso wichtiger ist es, vermehrt auf pflanzliche Ernährung zu setzen. Statt diesen Wandel zu unterstützen, investieren Migros und Coop Millionen Schweizer Franken in Werbung und aggressive Rabattschlachten: Die Migros bewarb im Jahr 2021 Tierprodukte mit dreimal mehr Geld als pflanzliche Alternativen. Bei Coop waren es sogar rund sechsmal mehr. Fordere Coop und Migros auf, weniger Tierprodukte zu verkaufen. Stattdessen sollen sie pflanzliche Produkte fördern.
VIER PFOTEN – Lerne das Tier kennen
Die neue Kampagne von VIER PFOTEN will eine neue Wertehaltung gegenüber unseren Tieren in der Landwirtschaft verankern. Denn den Preis für den unbewussten Konsum von Billig-Tierprodukten bezahlen die Tiere. Bewusster Konsum bedeutet: «Reduce – Refine – Replace». Indem wir Tierprodukte ersetzen, reduzieren oder einen höheren Qualitätsstandard wählen, machen wir einen Unterschied. Die Kampagne zeigt auf, warum es sich lohnt, auf verantwortungsbewussten Konsum zu setzen.
Was bisher geschah
Im Zuge der Initiative gegen Massentierhaltung haben Sentience, VIER PFOTEN, Greenpeace und die Fondation Franz Weber 2022 gemeinsam die «Tierwohl JETZT!»-Kampagne lanciert. Unter dem Motto «Lasst Werbebilder wahr werden» haben sich über 11’000 Personen dafür eingesetzt, dass die Grossverteiler beim Tierwohl vorwärts machen. Zu den Forderungen gehörten ein Verzicht auf manipulative Werbung und Fleisch-Aktionen, ein Ausbaustopp bei der Geflügelmast sowie Reduktionsziele beim Verkauf von Tierprodukten.
Die Antworten der Grossverteiler – allen voran Coop und Migros – zeigten, dass sie die Verantwortung lieber auf die Konsumierenden abschieben. Zwar bauen sie ihr pflanzliches Sortiment seit Jahren aus, halten jedoch gleichzeitig weiter am Status Quo fest. Mit ihren hohen Margen auf Labelfleisch und alternativen Proteinen werden Produkte aus Massentierhaltung faktisch quersubventioniert. Damit drohen die Grossverteiler den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Ernährung im Keim zu ersticken.
Nach mehreren Anläufen haben sich Lidl und Coop 2023 bereit erklärt, mit uns an einen Tisch zu sitzen. Während das Gespräch mit Lidl durchaus konstruktiv war, zeigte Coop kaum Bereitschaft für eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema. Gespräche mit Migros und Aldi kamen trotz mehrmaligem Nachhaken nie zustande. Gerade von den «orangen Riesen», die sich in der Vergangenheit immer wieder mit ihrem Ruf als nachhaltige Grossverteiler rühmten, haben wir mehr erwartet.
Im Sommer 2024 haben sich Sentience, Greenpeace und VIER PFOTEN entschieden, den Druck zu erhöhen. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass die Grossverteiler endlich vorwärts machen und den dringend notwendigen Proteinwandel beschleunigen.